Antrittsvorlesung des Mainzer Bischofs Dr. Peter Kohlgraf

(c) Bistum Mainz Hoffmann

Die Antrittsvorlesung des Mainzer Bischofs Dr. Peter Kohlgraf an der Katholisch-Theologischen Fakultät der JGU Mainz stand unter dem Titel „Zwischen falschen Alternativen und scheinbaren Gegensätzen - Evangelisierung als theologischer Begriff und pastorale Praxis“. Die mit Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch, Vizepräsident Prof. Dr. Stefan Jolie und der Bevollmächtigten des Generalvikars der Diözese Mainz Stephanie Rieth prominent besetzte Hörerschaft wurde durch die Dekanin der Fakultät Frau Prof. Dr. Heike Grieser in den Abend eingeführt, die mit der Vita des heiligen Augustinus, die Bischofsamt und Bildung verbindet, den thematischen Beginn gestaltete.

Im Anschluss stellte Prof. Dr. Philipp Müller (Pastoraltheologie) den Bischof von Mainz als neuen Honorarprofessor der Katholisch-Theologischen Fakultät mittels eines Filmzitates vor. In Anspielung auf Woody Allens cineastischen Meilenstein „Matchpoint“ (2005) verwies Prof. Müller auf das Motiv der Satzbälle des Lebens, an welchen sich die Biografie eines Menschen entscheidet. Für Bischof Kohlgraf waren dies einerseits die Priesterweihe und andererseits die akademische Vita. Der letztgenannte Lebensweg versinnbildlicht die reibungslose Kooperation zwischen Bistum und Fakultät, die an diesem Abend atmosphärisch spürbar war.

In seinem anschließenden Vortrag thematisierte Bischof Kohlgraf die Frage nach der Evangelisierung in Deutschland und Mitteleuropa unter dem Stichwort der Gegensätzlichkeiten. Die zunehmende Polarisierung in Fragen der Evangelisierung habe dabei ein kulturelles Fundament, welches Kohlgraf gekonnt an Fjodor Dostojewskis Roman „Die Brüder Karamasow“ und einem Kurzfilmbeispiel illustrierte.

(c) Thomas Hieke

Dabei machte Bischof Prof. Kohlgraf gelingende Evangelisierung daran fest, dass sie sich vom katholischen Prinzip des „et – et“ (sowohl – als auch) leiten lasse: Sowohl die strukturelle als auch die inhaltliche Ebene müsse man im Blick behalten. Dabei betonte er, dass er Evangelisierung als eine dynamische Größe verstehe, die in der direkten Begegnung von Menschen verlebendigt werde. Für die konkrete Praxis heißt das: „Das Evangelium wird immer an Gott erinnern, immer gegen Beliebigkeit sprechen, Hass und Menschenverachtung nie gutheißen, es wird immer so vielfältig sein, wie Menschen in ihrer Lebenswelt, und es wird sich inkulturieren müssen.“ Dieses Motto ist nicht nur Auftrag für die Lehrenden und Studierenden an der Fakultät in Mainz, sondern auch im Wortsinne im Wort Gottes verankert. So sind die vier Evangelien nach Bischof Kohlgraf eine frohe Botschaft im Gewand mehrerer, vielfältiger Botschaften. Vielfalt, Pluralität und Freiheit sind somit wesentliche Identitätsmarker von Kirche und Theologie im 21. Jahrhundert.

Der Abend durfte auf dieser inspirierenden Note in guter Mainzer Tradition mit Getränken und Häppchen sowie vielen intensiven Gesprächen in kleinen Kreisen ausklingen. Herzlichen Dank an alle, die zu dieser gelingenden Veranstaltung beigetragen haben!

Bericht: Lars Brinkmann