Akademietagung "Bistümer im epochalen Umbruch"

Tagung am Erbacher Hof am 11. Januar 2019 als Bestandteil des Hauptseminars „Bistümer im epochalen Umbruch"

Am 11.01.2019 fand in Kooperation mit dem Erbacher Hof Mainz eine Akademietagung mit dem Titel „Bistümer im epochalen Umbruch“ statt. Prof. Dr. Peter Reifenberg vom Erbacher Hof und Prof. Dr. Philipp Müller begrüßten die rund 160 Teilnehmenden – schon diese große Zahl betone die gegenwärtige Relevanz der Thematik. Die Kirche stehe vor „gewaltigen Veränderungsprozessen“ (Müller) und es sei schön, dass so viele diesen „strukturellen, wie spirituellen Weg“ (Reifenberg) mitgehen.

Im ersten von drei Hauptvorträgen stellte der Mainzer Bischof Prof. Dr. Peter Kohlgraf den sich verändernden Charakter der Pfarrei dar. Diese sei längst nicht mehr der stabile spirituelle Lebensmittelpunkt eines Dorfes, sondern hat sich bereits bis heute einem Wandel unterzogen. Der veränderten Situation müsse in Bistumsprozessen Rechnung getragen werden. Ähnlich wie in einem Mobile sei in Zukunft eine intensivere Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen und Organisationen einer Pfarrei erforderlich, um den gemeinsamen Auftrag neu zu entdecken.

Der Trierer Pastoraltheologe Prof. Dr. Martin Lörsch betonte anschließend, dass diese Veränderungen keine bloße Optimierung des Status Quo sein könne, sondern dass man mutig die bestehenden Muster unterbrechen und neu experimentieren solle. Mit Blick auf den Synodenprozess im Bistum Trier zeigte er auf, wie wichtig es ist, alle Ebenen des Bistums mitzunehmen. Dabei gehe es nicht darum, jeglicher Konfrontation aus dem Weg zu gehen, sondern im gemeinsamen Ringen um den richtigen Weg die entscheidenden Weichen zu stellen. Wenngleich Veränderungsprozesse dringend erforderlich seien, müsse dabei nicht immer alles problemlos verlaufen.

Als dritter Referent ging der Pastoraltheologe der Katholischen Hochschule Mainz Dr. Jan Loffeld auf das Auseinanderdriften von Kirche und Welt der letzten 200 Jahre ein und schlug eine Rückbesinnung auf die Alte Kirche in vorkonstantinischer Zeit vor. Damals wie heute sei die Entscheidung für das Christsein eine bewusst getroffene und kein Massenphänomen. Man solle an die frühe Kirche anlehnend dieses bewusste Zeugnis authentisch leben, den persönlichen Mehrwert des Glaubens herausarbeiten und bedingungslos diakonisch Handeln, ohne dabei bewusst missionieren zu wollen.

Mirjam Hake, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Universität Mainz, moderierte eine abschließende Podiumsdiskussion, in der Müller, Lörsch, Loffeld und Personaldezernent des Bistums Mainz Dr. Wolfgang Fritzen verschiedene Aspekte aus den Vorträgen vertiefend zur Sprache brachten. Die Zukunftsbilder für die Kirche in Deutschland seien pluriform und müssen der Moderne und der Lebenswirklichkeit der Menschen gerecht werden. Ringen, Streiten und Entscheiden innerhalb der Entwicklung sei dabei ebenso wichtig, wie eine gemeinsame spirituelle Basis. „Auch wenn wir noch nicht wissen, was genau die Zukunft bringen wird“, resümierte Fritzen, „ich habe die tiefe Zuversicht, dass es gut wird, weil wir durch den Heiligen Geist begleitet werden.“

Sebastian Schäfer

 

 

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