Ergebnisse der Lehrenden-Befragung zur digitalen Lehre im Sommersemester

Wie lief das digitale Sommersemester aus Sicht der Lehrenden? Eine Umfrage gibt Aufschluss

Vom 31.07.-23.08.2020 hatten die Lehrenden der Katholisch-Theologischen Fakultät die Möglichkeit,
an einer Onlineumfrage teilzunehmen, die vom Projektteam „Digitale Lehre“ durchgeführt wurde, um
Erkenntnisse aus dem Sommersemester 2020 in die Planung kommender Lehrveranstaltungen
integrieren zu können. Es haben sich 15 Personen an der Umfrage beteiligt.

Technik
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, mit einem Laptop bzw. PC mit Webcam gearbeitet zu
haben. Ein Großteil setzte zusätzlich mindestens ein weiteres Gerät ein. Technische Probleme tauchten
immer wieder auf und sollten daher in die Planung der Online-Lehre mit einkalkuliert werden.

Lehr-Lernformate
Im digitalen Sommersemester 2020 wurden unterschiedliche Lehr-Lernformate (z. B. aufgezeichnete
Vorlesungsvideos, Live-Lehrveranstaltungen, Skripte und Folien mit und ohne zusätzliches Material
oder auch Sekundärliteratur) eingesetzt. Die Mehrheit der Lehrenden verwendete mehr als ein Lehr-
Lernformat, um die Studierenden in ihrem Lernen zu unterstützen. Anonyme Lehr-Lernformate wie
Skripte und Folien oder Literatur wurden oftmals durch interaktive Elemente oder Online-Meetings
ergänzt.
Bei den Lehrmanagementsystemen nutzte ein Großteil der Lehrenden mehr als eine Software bzw.
System. Dennoch gaben die meisten an, MS Teams zu verwenden und diese Plattform auch in der
Präsenzlehre weiterhin nutzen zu wollen. Während sich die Mehrheit der Teilnehmenden darüber
einig war, MS Teams auch für Videokonferenzen zu nutzen, gab es bei der Frage nach der besten
Handhabung bzw. Eignung für die Lehre keine eindeutige Präferenz.
Die Mehrheit der befragten Lehrenden nutzte BigBlueButton (BBB) noch nicht, wünscht sich aber mehr
Informationen in Form einer schriftlichen „Gebrauchsanweisung“ oder ein Web-Seminar bzw.
Videotutorial zu diesem Tool. Die (wenigen) Lehrenden, die bereits Erfahrungen mit BBB gesammelt
haben, sehen Vor- und Nachteile.

Stoffreduktionen
Die Mehrheit der teilnehmenden Lehrenden gab an, ihren Lehrstoff im Sommersemester 2020 im
Vergleich zu vorherigen Semestern reduziert zu haben und wiederum die Hälfte dieser Personen
wurde bei ihrer Entscheidung von der ebenfalls in diesem Semester durchgeführten Befragung der
Studierenden zur digitalen Lehre beeinflusst. Sowohl bei einer Entscheidung für als auch gegen eine
Stoffreduktion waren die Studierenden in den meisten Fällen beteiligt. Die Beteiligung erfolgte in Form
von Nachfragen oder durch Evaluationen. Ein Weg der Stoffreduktion war z. B. eine Umfrage, welcher
Teil der Lehrveranstaltung nicht prüfungsrelevant sein soll.

Rückmeldungen der Studierenden
Das Engagement und die Rückmeldungen der Studierenden in diesem Semester wurden in den
meisten Fällen mit „sehr hoch“ bis „okay“ bewertet. Auch die digitale Kompetenz der Studierenden
wurde weitestgehend als gut empfunden.

Arbeitsaufwand, Kollegenschaft und Homeoffice
Die klare Mehrheit der Teilnehmenden gab an, dass der Arbeitsaufwand im Online-Semester höher
bzw. deutlich höher war als in einem Präsenzsemester. Weiterhin kooperierte auch ein Großteil der
Lehrenden mit Kolleginnen und Kollegen in Form von regelmäßigem Austausch oder gemeinsamer
Planung. Hinsichtlich der Arbeit im Homeoffice ist auffällig, dass diejenigen, die Kinder zu betreuen
hatten, dies als eine starke Belastung angaben. Zu beachten ist jedoch auch, dass nicht nur Kinder,
sondern auch andere Faktoren eine Belastung im Homeoffice darstellen können, die so bspw. im Büro
nicht gegeben wären.
Alle Lehrenden, die an dieser Umfrage teilnahmen, nutzten Informationen und
Weiterbildungsangebote. Die meisten griffen hier auf die Informationshomepage der JGU oder andere
Informationen im Internet zurück.
Fast alle Befragten gaben an, dass sie Formate und Inhalte aus dem digitalen Semester auch künftig
nutzen möchten. Zu erkennen ist auch, dass eine deutliche Mehrheit derjenigen, die in Form von
asynchroner Lehre unterrichtet haben, dieses Format – auch bspw. in Kombination mit blockweisen
Präsenzveranstaltungen – beibehalten möchten.

Prüfungen
Ein Vergleich der Prüfungen in diesem Semester mit Prüfungen aus früheren Semestern zeigt, dass
diese etwa gleich gut ausfielen oder hierzu keine Aussagen getroffen werden können. Das Format der
Take-Home-Prüfung wurde unterschiedlich bewertet. Während einige dieses als eine echte Chance für
ein neues Prüfungsformat verstehen, sehen andere es lediglich als Notlösung. Mehr Bearbeitungszeit
für die Studierenden (z. B. in Form eines 24-Stunden-Essays) oder ein digitales Tool zur einfacheren
Durchführung stellen Verbesserungsvorschläge für das Prüfungsformat der Take-Home-Prüfungen dar,
die öfter genannt werden.

Inhalte und Kompetenzen
In den meisten Fällen konnten im vergangenen digitalen Semester etwa gleich viele oder etwas
weniger Inhalte und Kompetenzen vermittelt werden als in einem Präsenzsemester. Ein Großteil der
Befragten gab an, dass die Studierenden die Methodenkompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens in
diesem Semester etwa so gut erworben haben wie in einem Präsenzsemester. Ein positiver Effekt
dieses digitalen Semesters ist, dass die Schreibkompetenzen der Studierenden besser erworben
werden konnten. Deutlich schlechter wurde hingegen der Erwerb von Diskussions- und
Argumentationskompetenzen sowie von Kommunikation und die Verarbeitung von Literatur
bewertet.

Gesamtzufriedenheit
Bemerkenswert ist, dass fast alle Lehrenden, die sich an der Umfrage beteiligten, mit ihrer Lehre im
Sommersemester 2020 sehr zufrieden oder wenigstens zufrieden waren. Eine ganze Reihe von Punkten
wurde als „besonders gut gelungen“ bezeichnet (z. B. stärkere Didaktisierung, Methodenmix,
Aktivierung, neues Seminarformat, digitale Live-Formate). Als „völlig danebengegangen“ wurden keine
wesentlichen Punkte, die über die erwartbaren Anfangsschwierigkeiten hinausgingen, genannt.
Der Einstieg in die digitale Lehre darf für die Katholisch-Theologische Fakultät der Johannes Gutenberg-
Universität als gelungen bezeichnet werden. Es bleibt die Sehnsucht danach, diese ersten Erfolge für
eine erneuerte und verbesserte Präsenzlehre nutzen zu können.
Das Projektteam bedankt sich herzlich für die Teilnahme an der Umfrage und wünscht allen Lehrenden
viel Erfolg bei der Vorbereitung der Lehre für das kommende Wintersemester 2020/21!

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