Aus der Alumni-Post: Was macht eigentlich … Frank Ewerszumrode?

Frank Ewerszumrode wurde an unserer Fakultät promoviert und hat hier habilitiert. Vor kurzem ist er aus der römisch-katholischen Kirche aus- und in die altkatholische Kirche eingetreten. Aus diesem Grund ist er auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden. Wir wollten wissen, wie er auf seine Zeit in Mainz zurückblickt und wie es ihm heute geht.

 

Woran erinnern Sie sich am liebsten, wenn Sie an Ihre Zeit in Mainz zurückdenken?

Am liebsten denke ich die äußerst sympathischen Kolleginnen und Kollegen zurück, an die Polonaise durch die Bereichsbibliothek nach dem gemeinsamen Schauen der Fernsehfastnachtssitzung. An der Fakultät habe ich mich sehr wohl gefühlt, weil auf allen Ebenen ein sehr wertschätzender und kollegialer Umgang herrscht. Mit jeder und jedem konnte ich ohne große Probleme ins Gespräch kommen, wodurch ich viel gelernt habe.

 

Worin besteht Ihre derzeitige Tätigkeit?

Zurzeit bin ich Pfarrer der alt-katholischen Gemeinde in Essen. Das bedeutet, ich habe die typischen Pfarramtsaufgaben (Feier der Liturgie, Seelsorge und Verwaltung). Ich versuche, möglichst viele Gemeindemitglieder zu besuchen. Darüber hinaus mache ich gerade einen Master in alt-katholischer und ökumenischer Theologie an der Uni Bonn. Dieser Abschluss ist die Voraussetzung dafür, um danach als ordentlicher Pfarrer gewählt werden zu können.

 

Was hat den Ausschlag für Ihre Konversion zur altkatholischen Kirche gegeben?

Ausschlaggebend war für mich, dass ich, nachdem ich mich im Herbst 2020 gegen die Unilaufbahn entschieden hatte, wieder als Pfarrer arbeiten wollte, aber nicht in einem großen Seelsorgsraum. Mir sind die Seelsorge und die Begleitung von Menschen sehr wichtig. Das aber braucht Zeit, um den einzelnen auch wirklich gerecht werden zu können. In den großen pastoralen Strukturen der römisch-katholischen Kirche ist das für mich kaum noch möglich. In der alt-katholischen Kirche habe ich letztlich die Form von Kirche und Gemeinde wiedergefunden, die ich in meiner Heimatgemeinde in Möhler (Ortsteil von Herzebrock-Clarholz, NRW) kennengelernt habe.

Daneben gibt es auch eine dogmatische Seite. Die beiden Papstdogmen des Ersten Vatikanum finde ich seit sehr langer Zeit als inadäquate Auslegung des Evangeliums. Durch das Studium aktueller Werke von Michael Seewald und Peter Neuner ist mir klar geworden, dass gerade das Unfehlbarkeitsdogma viel weiter reicht als nur die ex-cathedra-Entscheidungen. Es prägt auch den Umgang von Amtsträgern mit den anderen Christenmenschen. Solch eine Ekklesiologie kann ich von meinem Verständnis der Heiligen Schrift nicht mehr mittragen.

 

Sind Sie nach wie vor mit dieser Entscheidung zufrieden?

Ich bin mit meiner Entscheidung sehr zufrieden. Eine so kleine Kirche hat andere Problematiken als eine so große wie die römische Kirche. Auch in der alt-katholischen Kirche gibt es Punkte, die wahrlich nicht optimal sind. Dennoch erlebe ich bei uns, gerade in Essen, eine gute und hoffnungsvolle Stimmung. Wir sind eine kleine, aber sehr lebendige Gemeinschaft, mit einem großen Engagement. Auch merke ich im Nachhinein, wieviel Kraft es gekostet hat, die Beziehung zu meinem Partner immer zu verstecken. Das ist zum Glück vorbei.

 

Wie haben Freund*innen, Bekannte und Kolleg*innen darauf reagiert?

Mit einer Ausnahme haben sich alle für mich gefreut. Viele sagen, dass sie sehen, dass es mir nun besser gehe. Sehr viele können meinen Schritt nachvollziehen.

Die einzig negative Reaktion kam von meinem Freund aus Russland, doch damit hatte ich, leider, schon gerechnet.

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Archiv 2022