Wozu Theologie an der Universität? Gesprächsabend mit Prof. Wolf (WWU Münster)

Zum Abschluss der 23. Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur fand am 28. Juni ein Gesprächsabend mit Prof. Dr. Dr. h.c. Hubert Wolf im größten Seminarraum der Fakultät statt. Der renommierte Kirchenhistoriker der WWU Münster stand nach seiner vielbeachteten Vorlesungsreihe zum Thema „Die geheimen Archive der Päpste – und was sie über die Kirche verraten“ seinen Fachkolleg:innen und zahlreichen Studierenden der Kath.-Theol. Fakultät zu einem Austausch bzgl. der Frage „Wozu Theologie an der Universität?“ zur Verfügung.

Moderiert von Prof. Gerhard Kruip (SE) diskutierten Edith Wittenbrink (SE) und Prof. Thomas Hieke (AT) mit Prof. Hubert Wolf (MNKG). Sowohl auf dem Podium als auch im Publikum zeigte sich ein vielfältiges Bild von Studierenden, Lehrenden der theologischen Disziplinen und externen Interessierten, die mit ihren Fragen und Anmerkungen eine intensive Diskussion aus der Breite der Perspektiven ermöglichten.

„Theologie braucht Universität!“ – „Universität braucht Theologie!“. Diese beiden Seiten als Antwort auf die Frage des Abends stand schnell als Konsensthese im Raum, konnte allerdings vielfältig beleuchtet werden. Während Edith Wittenbrink einerseits deutlich machte, dass die Theologie ein kritisches Gegenüber für die wissenschaftliche Praxis brauche, betonte sie vor allem die Interdisziplinarität als große Chance im Fächerkanon einer Universität. Vom Fachwissen und den Methodenkompetenzen würden ebenso die anderen Wissenschaften profitieren können. Auch wenn Prof. Hieke aus seiner Erfahrung heraus auch Vorbehalte gegenüber der Theologie als „verlängerter Arm der Kirche“ erlebt habe, bestärkte er das Statement seiner sozialethischen Kollegin und ergänzte, dass bei allen kritischen Anfragen, wonach Religion doch Privatsache und die Existenz Gottes nicht beweisbar sei, „Religion“ nach wie vor das Leben vieler Menschen präge, entsprechend weiterhin von gesellschaftlichem Interesse sei. Gerade angesichts der erschreckenden Art und Weise, wie Religion in vielen Konflikten der Erde instrumentalisiert werde, könne auf die Stimme einer wissenschaftlichen Theologie nicht verzichtet werden, bestärkt Prof. Wolf dieses Argument. Gleichsam müsse diese „Champions League statt Kreisklasse“ spielen, wenn es um das Niveau und den Anspruch in Lehre und Forschung gehe, wie der Kirchenhistoriker betonte. Auf dieser Grundlage könne sie nicht nur eine Stimme im interdisziplinären Diskurs einer Universität sein, sondern auch eine wichtige normative und kritische Funktion der Kirche gegenüber als ein Diskursraum für Reformen werden. Im Austausch mit dem Plenum rang der Inhaber der JG-Stiftungsprofessur insbesondere mit der Herausforderung eines Kommunikationsproblems in Bezug auf das oft nur eingeschränkt gelingende Anliegen, die Stimmen der Theologischen Disziplinen in der Gesellschaft einzubringen. Er sei davon überzeugt, dass die Wirkungsgeschichte Jesu Christi auch weiterhin dieses Potential habe, wie er zum Abschluss mit Enthusiasmus ausführt, womit der Gesprächsabend und die Stiftungsprofessur unter viel Applaus ihren Abschluss fand.

Bericht: Johannes Kerbeck (Wiss. Mitarbeiter, Religionspädagogik)

 

 

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