Plötzlich digital – Wie findet Ihr das?

Die Notwendigkeit, die Lehre im Sommersemester auf „Distanz“ und damit auf digitale Formate umzustellen, hat allen Beteiligten viel abverlangt. Andererseits haben sich auch Chancen aufgetan. Die Katholisch-Theologische Fakultät wollte wissen, wie ihre Studierenden das aus dem Boden gestampfte, improvisierte und doch irgendwie professionelle (oder professorale?) Programm der Digitalen Lehre (DL) finden. Vom 18.05. bis 24.05. lief eine Umfrage, an der 90 Studierende teilnahmen, von denen 75 alle Fragen beantworteten.

Themen waren die technischen Gegebenheiten, die Lehr-/Lernformate, das Digitale Lernen und die Methodenkompetenzen. Folgendes kam dabei heraus:

Die Studierenden arbeiten weit überwiegend am PC/Laptop und empfinden die Situation ihrer Ausstattung allermeist als gut bis sehr gut. Technische Probleme sind ein ernst zu nehmendes Problem und treten immer wieder auf (müssen also immer mit einkalkuliert werden).

Die klaren Favoriten der Lehr-/Lernformate sind Vorlesungsvideos (begrenzt auf 45-60 Minuten) und Live-Veranstaltungen (über Videokonferenzen). Die Kombination aus Skript und Erklärvideos landet etwas abgeschlagen auf Platz 3.

Hinsichtlich der „synchronen Lehre“ (Live-Lehre über Videokonferenzen) wird oft angegeben, dass der wöchentliche Termin einen Rhythmus bietet, der die eigene Organisation erleichtert. Ein wesentlicher Vorteil der „asynchronen Lehre“ (Selbststudium mit Materialien und Videos) ist, dass diese besser dem eigenen Zeitplan (andere Veranstaltungen, Nebenjob, Familie, etc.) angepasst werden kann. Somit scheint der bunte Mix an aktuellen Lehr- und Lernformaten sehr willkommen zu sein.

Im Blick auf das Digitale Lernen werden der Aufbau der Lehrveranstaltungen und die Aufgabenverteilung als weitgehend klar empfunden, ebenso die Lernziele. Eine (knappe) Mehrheit spricht sich dagegen aus, dass die gestellten Aufgaben (Quizze, kleine Ausarbeitungen, schriftliche Fragen) verpflichtend sind.

Feedback, Betreuung und Hilfsbereitschaft der Lehrenden werden überwiegend als gut bis sehr gut eingeschätzt. Vereinzelt werden Feedback oder Hilfsbereitschaft vermisst. Der Wunsch der Studierenden ist deutlich, Rückmeldungen zu schriftlichen Erarbeitungen oder Beiträgen zu erhalten, um auch die Kommunikation und Interaktion im Rahmen der asynchronen Lehre zu fördern.

Die Beteiligung an den Diskussionsforen liegt nach den Angaben bei ca. 50 %. Die, die sich nicht beteiligen, geben an, dass eine solche Beteiligung als unnötig, unübersichtlich oder ungewohnt gilt.

In synchronen Lehrveranstaltungen sei die Beteiligung hoch bis sehr hoch. Die sich nicht beteiligen, finden dies unnötig oder empfinden das Format als zu anstrengend. Es gibt aber ein relativ klares Votum, nicht auf synchrone Lehrveranstaltungen ganz zu verzichten.

Arbeitsbelastung und Arbeitsaufwand erscheinen im Vergleich zur Präsenzlehre etwa ausgewogen, insgesamt werden sie aber höher empfunden, als es die ECTS-Bewertung nahelege. Die Stoffmenge wird als etwas zu umfangreich eingeschätzt und sollte reduziert werden. Die Einschätzung, ob das Lernen leichter oder schwerer falle, ist relativ homogen verteilt; die „digitale Lehre“ scheint hier keinen echten Vorteil zu erbringen.

Zu den Methodenkompetenzen geben die Studierenden an, dass sie deutlich mehr an wissenschaftlicher Literatur lesen und deutlich mehr Ausarbeitungen schreiben als in der Präsenzlehre. Dafür gehe das Sprechen im akademischen Bereich deutlich zurück. Ähnlich wie bei der Empfindung über die Schwere des Lernens ist auch die Einschätzung des Arbeitens mit Quellen recht homogen von sicher bis unsicher verteilt.

Der Umstieg auf die „digitale Lehre“ wird weit überwiegend als okay bis sehr gut gelungen bewertet.

Verbesserungspotential wird bei folgenden Punkten gesehen:

  • Reduktion der Stoffmenge und der Arbeitsaufträge
  • Verlängerung der Bearbeitungsfristen bei Aufgaben
  • Weniger Präsenzpflicht (bei Live-Veranstaltungen)
  • Mehr Einsatz genuin digitaler Materialien (Videos, Live-Konferenz) statt nur Literatur, Folien und Skripte
  • Mehr Interaktion ermöglichen (Studierende untereinander sowie zwischen Studierenden und Lehrenden)
  • Skripte bzw. Leitfäden zu jeder Veranstaltung als Orientierung
  • Klarere Regeln (bei Arbeitsaufgaben, hinsichtlich der Erreichbarkeit der Dozierenden)
  • Schulung der Lehrenden im Umgang mit den Möglichkeiten Digitaler Lehre
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